Ein Tradingcoach plaudert aus dem Nähkästchen. Die Börse hält sich nicht an kluge Marktausblicke und Jahresprognosen. Trader wären besser beraten, in Wahrscheinlichkeiten und Szenarien zu denken, anstatt Vorhersagen von Experten zu Folgen.

Zu Beginn eines jeden Jahres überschlagen sich die Marktexperten mit Prognosen. Wo stehen die Aktienmärkte, Wechselkurse, Zinsen und Kryptowährungen am Ende des Jahres 2023? Nach einem verlustreichen Börsenjahr 2022 – und zwar in fast allen Assetklassen - ist die Unsicherheit unter Anlegern und Tradern verständlicherweise groß.

Steigende Zinsen, die hohe Inflation und die Energiekrise scheinen an der Börse vergessen zu sein. Der Dax hat seit Ende September um über 30 Prozent zugelegt, und am Donnerstag ist er auf den höchsten Stand seit einem Jahr geklettert.

Wenn sich Märkte jahrelang immer in den gleichen Mustern bewegen, dann scheint Trading ziemlich einfach zu sein. Die Probleme kommen allerdings, wenn sich das ändert – dann sitzen viele Trader plötzlich nicht mehr vorm Monitor, sondern auf der Couch des Coaches.

Kürzlich bat mich die Redakteurin eines bekannten Finanzportals um ein Interview. Sie wollte wissen, wann die Krise am Aktienmarkt vorbei sei oder ob es jetzt erst so richtig bergab gehe. Ist es Zeit für Schnäppchenjäger oder sollte man schleunigst alles verkaufen? Falsche Frage, entgegnete ich ihr.

Die zwischenzeitlich steigenden Aktienkurse ändern laut dem Experten für Börsenpsychologie Roland Ullrich nichts daran, dass das fundamentale Umfeld sich drastisch verschlechtert hat. Er erklärt, warum die Inflation noch weiter steigen dürfte und was das für den Aktienmarkt bedeutet.